„Im Monat November 1908 fanden sich einige Herren im Gasthof „Glück Auf“ zusammen und faßten den Entschluß, hier in Penzberg einen Theater Verein zu gründen, und fand auch deshalb am Samstag dem 8. November eine Zusammenkunft statt und wurde von den nachstehenden Herrn der Volkstheater Verein Penzberg gegründet.“
Soweit die ersten Sätze der Vereinschronik.
Aus heiterem Himmel kam es nicht, dass sich im November 1908 elf Männer und zwei ihrer Gattinnen im Lokal „Glück-Auf“ an der Philippstraße trafen, um einen Theaterverein zu gründen.
Ein großer Teil dieser Theaterbegeisterten stammte aus dem Gebirgstrachten Erhaltungsverein „D’lustinga Wendlstoana“. Dieser benötigte eine Vereinsfahne, nachdem er sich 1903 von seinem „Mutterverein“ „Edelweiß Verein Johannisberg“abgespalten hatte. Um Geld dafür einzuspielen, bildete sich dort eine Theatergruppe. Nachdem „unter den Spielern eine Unzufriedenheit“ auftrat, spalteten sich mehrere Mitglieder ab und gründeten unseren Theaterverein. Die besagten Trachtenvereine gingen letztlich allesamt im Penzberger Trachtenverein Stamm ’95“ auf.
Schon ab 1888 bestand innerhalb des hiesigen Handwerkervereins ein „Dilletanten Theater“. Dies ist die zweite Wurzel der „Oberlandler“, die schon bald den Penzberger Berufsphotographen und Allround-Künstler „Papa Hain“ als Regisseur und den Kunstmaler Peter Sterrenberg als Bühnenmaler für sich gewinnen konnten.
Bereits fünf Wochen nach der Gründung des Theatervereins wagten sich die Mitglieder unter ihrem damaligen Regisseur Josef Halbritter an das Volksstück „Da G’wissenswurm“ von Ludwig Anzengruber.
Für uns heute kaum noch nachvollziehbar wurden im Jahr 1909 acht verschiedene Stücke an 15 Abenden aufgeführt.
Die Nerven lagen bei so manchem Schauspieler blank.
Bei einer Wiederholung des „G’wissenswurms“ beispielsweise vergaß Frau K. vollständig den Text, so dass sie „weinend davonlief und nicht mehr zurückkehrte“. In einer folgenden Sitzung wurden ihr die Leviten gelesen, um sie anschließend aus dem Verein auszuschließen.
Die Begeisterung des Publikums war groß. Als der Verein den „Gmoalump“ von Georg Stöger 1909 inszenierte, war auch dieser so angetan, dass er künftig die meisten seiner Stücke in Penzberg uraufführen ließ. Aus seiner Feder stammt auch die in Penzberg mehrmals inszenierte Fassung des „Wildschütz Jennerwein“. Stöger war von 1909 bis zu seinem Tod im Jahr 1965 Ehrenmitglied.
In den ersten 7 Jahren wurden etwa 25 Stücke inszeniert. Es finden sich manche Klamaukstücke („Der Gemeindedepp“, „Der Dorfbader“), aufwändige Kostümstücke und zahlreiche dramatische Stücke darunter („Deborah“, „Der Galgenhans“). Einiges davon würden wir heute als „Schmalzfetzen“ abwerten, andere Werke sind heute Klassiker ihres Fachs.
Unter „Papa Hain“ wurden ab 1910 auch Singspiele mit Musik und Tanz inszeniert. Als erstes Volksstück dieser Art kam mit großem Erfolg „Der Krautscheucher“ zur Aufführung.
Von Anfang an wurde, wie in den Statuten festgelegt, wenigstens einmal im Jahr für die „Ortsarmen“ gespielt. Davon profitierten oft der Penzberger Ortsteil Maxkron, der mit bedrohlicher Regelmäßigkeit von schwerem Hochwasser heimgesucht wurde.