10. Juli 2016

1933 - 1945 | Gleichschaltung der Vereine – Die Volksspielgruppe der KdF

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten endet die Vereinschronik abrupt und setzt erst 1941 wieder ein. Die Doppelseite von 1944 bis 1946 wurde offensichtlich entfernt. Schon allein dies zeugt von den dramatischen Umbrüchen in der Gesellschaft, die im Verein ihre Entsprechung fanden. Die Tragödien waren in diesen Jahren wohl eher in der Wirklichkeit, als auf der Bühne zu suchen. Was war geschehen?

Mit der Gleichschaltung der Vereine im Jahre 1933 wurde der Verein in „Laien- und Volksspielgruppe“ umgetauft und der „Kraft durch Freude“ – Organisation angegliedert. Volkstheater stand offenbar nicht unter Verdacht, politisch unbequem zu sein. Das rettete wohl den Bestand des Vereins, er war aber nur noch Marionette.
1934 wurde unersetzliches Rollenmaterial und Kostüme verbrannt.

Ab 1939 erhielt der Verein überraschenderweise wieder eine gewisse Selbstständigkeit, die Sorgen wurden aber nicht weniger, da mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs fast alle jugendlichen Spieler zum Militär einberufen wurden.
Es gab höchstens noch fünf Aufführungen pro Jahr und die Einnahmen flossen teilweise an die K.d.F. (Kraft durch Freude) – Organisation, Spenden gingen meist an das Winterhilfswerk.
Dem politischen Regime entsprechend kamen entweder belanglose Lustspiele zur Aufführung oder „Blut- und Boden-Stücke“ mit kriegerischem Hintergrund. („Das Kompanieekel“, „Die Müllerin und ihr Soldat“…)

Ab 1943 war die Stadthalle durch ein Lager belegt, das ausgebombte Kinder aus München und Umgebung aufnahm. Ein Spielbetrieb war somit kaum mehr möglich. 1945 kam der Spielbetrieb ganz zum Erliegen. Das Fehlen der entsprechenden Doppelseite aus der Vereinschronik, lässt vermuten, dass der Inhalt recht brisant war. Wenn man bedenkt, dass mit Ludwig März ein Mitglied des Vereins unter den Opfern der „Penzberger Mordnacht“ war, andererseits allein schon durch den Anschluss an die KDF gewisse „braune Verstrickungen“ unumgänglich waren, wird dies zusätzlich plausibel.

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