Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte, die Max Josef Lippl da aufgetan hatte und doch so nah. Einerseits, weil es sich bei der Autorin um die Tante seiner Frau handelte, andererseits weil Edith Algermissen zu einer nicht geringen Zahl Deutscher gehört, die aus den ehemaligen Ostgebieten am Ende des 2. Weltkriegs vertrieben wurden.
Zuletzt auch deshalb so packend, weil – trotz anderer Umstände – die immense Anzahl an Flüchtlingen, die zur Zeit in Richtung Europäischer Union unterwegs waren und sind, durchaus ähnliche Erlebnisse und Empfindungen verbinden werden.
Gut ausgewählte Passagen aus dem Buch wurden aufgelockert mit lyrischen Texten, die die Sehnsucht nach der alten Heimat verdeutlichten. Durch die Projektionen fühlte man sich fast zu einem Plausch vor dem Familienalbum mitgenommen. Garniert wurde die Lesung durch osteuropäisch angehauchte Geigen-, Cello- und Klavierklänge, gekonnt interpretiert durch die Geschwister Horn.
Schade, dass das Thema wohl auf das potentielle Publikum im Vorfeld etwas sperrig wirkte und die lange aktuelle Präsenz des Flüchtlingsthemas in den Medien die Lust auf die Lesung wohl etwas dämpfte. So blieb es bei drei Aufführungen die aber beeindruckten.